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Brief des Bundespräsidenten anl. 55 Jahre deutsch-koreanisches Anwerbeabkommen

18.12.2018 - Artikel

Anlässlich des 55. Jubliläums des deutsch-koreanischen Anwerbeabkommens schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diesen Brief an Präsident Moon Jae-in.

Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Moon Jae-in,

gerne denke ich an unsere Begegnung im Februar dieses Jahres zurück, an unser intensives Gespräch und die beeindruckenden Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang – die sowohl für Korea als Gastgeber als auch für Deutschland sehr erfolgreich waren. Sie haben seitdem einen weiten Weg zurückgelegt beim Bemühen um Frieden und Sicherheit in der Region, den ich mit Sympathie und großem Respekt verfolge.

Heute schreibe ich in dankbarer Erinnerung an das vor 55 Jahren geschlossene deutsch-koreanische Anwerbeabkommen. Krankenschwestern und Bergarbeiter aus Korea kamen – trotz fremder Sprache und Kultur – zu uns, packten mit an und knüpften ein „menschliches Band“ zwischen unseren beiden Gesellschaften, wurden zu Mittlern zwischen unseren Kulturen. Auch mit Hilf Ihrer Landsleute konnte unser Land zu neuen Kräften kommen.

Für Deutschland waren diese gut qualifizierten Menschen mehr als nur hervorragende Arbeitskräfte: Sie trugen immens zum wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands bei, engagierten sich in Vereinen und Verbänden, sorgten für ein sehr positives Korea-Bild in unserem Land. Zahlreiche Freundschaften, viele deutsch-koreanische Ehen wurden geschlossen. Diese erste Generation der Koreaner in Deutschland ist bis heute eine bedeutende Stütze der deutsch-koreanischen Freundschaft und bildet noch immer die Keimzelle der koreanischen Gemeinde in Deutschland, mit etwa 40.000 Personen – die größte in ganz Europa.

Andere kehrten nach Korea zurück, brachten ihre Erfahrungen aus Deutschland mit in die Heimat und trugen mit dazu bei, dass die Republik Korea heute eine moderne, demokratische Industrienation ist.

Mittlerweile lebt die zweite Generation von Koreanern – inzwischen zu „Deutsch-Koreanern“ geworden – in Deutschland. Beide Generationen, die Krankenschwestern und Bergarbeiter ebenso wie ihre oft exzellent ausgebildeten Kinder, sind heute ein wichtiger und wertvoller Teil unseres Landes. Wir haben ihnen viel zu verdanken.

Das Anwerbeabkommen stellt einen Meilenstein in den deutsch-koreanischen Beziehungen dar. Ich freue mich, dass auf dem damals gelegten Fundament eine intensive und enge Partnerschaft unserer Länder gewachsen ist.


Mit freundlichen Grüßen

Frank-Walter Steinmeier

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